ein fröhliches Treiben. Blau-, Kohl-, Tannenmeisen, Spatzen, Kleiber, Spechte, Eichelhäher. Die Vogelbeobachtung bereitet mir eine solche Freude, da verzichte ich beim Frühstück sogar auf Kochshows. Gestern Abend kam eine Mail aus der Stadt, Herr S. macht sich Sorgen um die Vöglein, die er sonst füttert. Unter dem Pilz hängt eine Art Tablett, da kommen die Kerne hinein. Ob ich das nicht? Ich habe ihn hoffentlich ein wenig beruhigt. Ich biete ja Knödel, seit ich wieder hier bin. Nun habe ich auch die anderen Stationen mit Kernen und Knödeln bestückt. Manchmal laufe ich schnell ein paar Schritte in den Wald hinein. Etwas liegt in der Luft. So empfinde ich das zwar immer im Dezember, aber mit Schnee und Frost ist es noch schöner. So still. So weiß. So kalt. Erhaben.

 
 

Draußen ist es noch dunkel. Die weiße Wiese glänzt feierlich. Ich gehe wieder zurück ins Bett. Gebe mich angenehmen körperlichen Gefühlen hin, die ein eigenartiger Traum in mir ausgelöst hat. Ich war mal wieder in einem Paralleluniversum. Dort leben die Menschen in altersgemischten Gruppen zusammen, so etwas wie Paare gibt es nicht. Man liebt sozusagen polyamor, auch gleichschlechtlich, alt und jung, alles ist möglich und normal. Ein sympathischer Mann möchte, dass ich mit ihm in dieser Gruppe lebe. Mein Traum-Ich war deutlich jünger als mein noch nicht ganz waches und ein wenig irritiert ob der Tatsache, dass bei der ersten sexuellen Begegnung alle dabei sein würden. Dann bin ich leider aufgewacht.

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ins Bett gegangen bin, habe ich noch schnell zum Fenster herausgeschaut. Im Nachbarhaus war alles dunkel. Gut. Dann würde Frau J. wohl schlafen. Sie ist krank. Hätte mich gar nicht vom Bahnhof abholen sollen. Versprechen hin und her. Ich hätte in Berlin bleiben, vielleicht hätte auch jemand anders. Aber hätte hätte. Frau J. ist ziemlich stur, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat. Nein. Ich könne nichts für sie kaufen. Das müsste sie schon selbst. Und dann sah es im Supermarkt ein paar Mal so aus, als würde sie gleich umfallen. Was dann Gott sei Dank nicht passiert ist. Auch die Frau an der Kasse schien besorgt.

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fängt der Nebel an. Nachdem ich dreimal den Platz gewechselt habe, sitze ich endlich entspannt im Oberdeck direkt vor der 1. Klasse, habe eine schöne Aussicht und ausreichend Platz für mein Gepäck. Das sich in den letzten Tagen mehr als verdoppelt hat. Daran sind nicht nur die Besuche in meinem neuen Lieblings-Humana in der Karl-Marx-Str. schuld. Ich habe auch mehrere Packungen Kerzen gekauft, die gibt es bei uns nicht so günstig. Der Freund hat mir noch gut funktionierende Second-Hand-Lautsprecher für meinen Laptop mitgegeben. Die Hälfte vom selbstgebackenen Brot. Quittenkonfekt. Zwei Sorten französisches Duschgel hat sein Sohn mir geschenkt, nachdem ihn vor ein paar Wochen meine Begeisterung erheitert hatte.

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fühlt sich auf der Haut sehr angenehm an. Aber wie sehe ich darin aus? Passt das dunkle Violett zur irakischen Verlobung? Um festliche Kleidung wurde in der Einladung extra gebeten. Ich mache ein Foto und schicke es dem Taxifahrer, mit dem ich heute Mittag schon Geburtstagskaffee getrunken habe. Er hat mir ein gebrauchtes Tablet besorgt, damit ich zukünftig in der Bahn meine Kursunterlagen lesen kann. Meinen neuen Haarschnitt fand er chic. Und das könne ich ihm glauben, man würde ihn schließlich nicht umsonst den Dior der Taxifahrer nennen. Dior findet das Kleid okay. „So stichst du wenigstens die Braut nicht aus.“ Danke. Sehr freundlich.

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mir immer noch in den Gliedern. Das Frieren hatte auf dem Weg zum Bahnhof in Neustadt angefangen und in Neukölln seinen Höhepunkt erreicht, als ich eine halbe Stunde auf den Bus warten musste. Dafür prasselte in Buckow im Küchenofen ein schönes Feuer und in meinem Zimmer war die Heizung aufgedreht. Ein echter Freundschaftsdienst von einem, der selbst im Kalten sitzt und nichts dabei findet. Eskimo in einem früheren Leben. In der Nacht wurde ich wach, weil in der Nachbarwohnung jemand polterte. Hilfe. Einbrecher. Dann erinnerte ich mich Gott sei Dank daran, dass ich gar nicht zu Hause bin, dass die Geräusche von der Treppe kommen. Und jetzt steigt mir Kaffeeduft in die Nase.